Abwahl der Zimmerreinigung – Vorteil oder Mehraufwand?

Die Option für Hotelgäste, auf die tägliche Zimmerreinigung zu verzichten, hat sich in den letzten Jahren zu einem weit verbreiteten Trend entwickelt. Was einst mit dem „Bitte nicht stören“-Schild an der Türklinke begann, ist heute oft ein digitalisierter Prozess mit verschiedenen Umsetzungsmodellen. Während die einen darin ein wirksames Instrument für Kosteneinsparung und Nachhaltigkeit sehen, befürchten andere erhöhten Reinigungsaufwand bei Gästeabreise und negative Auswirkungen auf das Housekeeping-Personal. Wir beleuchten die unterschiedlichen Perspektiven und zeigen Lösungsansätze auf, wie Hotels diesen Trend sinnvoll implementieren können.

Vorteile der Zimmerreinigungsabwahl

Kosteneinsparung und ökonomische Vorteile

Die wirtschaftlichen Vorteile liegen auf der Hand: Jeder Verzicht auf die tägliche Zimmerreinigung führt zu direkten Einsparungen bei Personalkosten, Reinigungsmitteln und Material. Ein Best-Western Beispiel-Hotel konnte durch die Abwahl der Zimmerreinigung monatlich etwa 600 Reinigungsvorgänge einsparen, was mehrere tausend Euro an Kosteneinsparungen bedeutet. Laut AHGZ kostet eine Zimmerreinigung im Durchschnitt zwischen 10 und 15 Euro – hier summieren sich enorme Beträge, die das Hotel bei Abwahl der Reinigung einsparen kann.

Umweltschutz und Nachhaltigkeit

Der ökologische Fußabdruck eines Hotels lässt sich durch die Verringerung der Zimmerreinigungen deutlich reduzieren. Die A&O Hostel-Kette führte eine Testphase durch, in der insgesamt 10.000 Zimmerreinigungen abbestellt wurden. Die Umweltbilanz war beeindruckend:

  • 75.000 Liter Wasser
  • 708 Kilowattstunden Strom
  • 20.000 Müllbeutel

konnten eingespart werden. Hinzu kommen Einsparungen bei chemischen Reinigungsmitteln, die nicht in das Abwasser gelangen.

Planbarkeit und Prozessoptimierung

Die digitale Abwahl der Zimmerreinigung ermöglicht eine bessere Planbarkeit der Housekeeping-Abläufe. Mit Systemen wie dem Green-Button von Xingular kann der Gast per Knopfdruck zwischen Anwahl und Abwahl der Reinigung entscheiden. Das Hotel almlust berichtet, dass die Erfahrungswerte bei der Abwahl der Zimmerreinigung mittlerweile so konstant sind, dass die Arbeitszeiteinsparung gut planbar ist. Dies ermöglicht dem Housekeeping-Team, sich auf andere wichtige Aufgaben wie Inventur, Entkalkungen oder Auffrischung der Dekoration zu konzentrieren.

Nachteile und Bedenken

Erhöhter Aufwand bei der Endreinigung

Ein zentrales Argument gegen die Abwahl der Zimmerreinigung ist der potenziell höhere Aufwand bei der Endreinigung. Wenn ein Zimmer mehrere Tage nicht gereinigt wird, kann sich Schmutz ansammeln und die notwendige Reinigungszeit bei Abreise des Gastes erheblich verlängern.

Auswirkungen auf das Housekeeping-Personal

In den USA hat das Reinigungspersonal in großen Hotels sogar für die Wiedereinführung der täglichen Zimmerreinigung gestreikt. Der Grund: Sie sahen sich mit einer unüberschaubaren Arbeitsbelastung konfrontiert, mit weniger Arbeitsstunden und erheblichen Einkommenseinbußen.

Hygienebedenken und Materialerhaltung

Regelmäßige Reinigungsintervalle dienen nicht nur der unmittelbaren Sauberkeit, sondern auch der Erhaltung von Materialien und der Verhinderung von Mikroorganismen-Wachstum, besonders im Sanitärbereich. Bei mehreren Tagen ohne Reinigung können zudem laufend eingetaktete Reinigungsaufgaben im Wochenverlauf nicht ausgeführt werden.

Verschiedene Umsetzungsmodelle

Das Belohnungssystem

Viele Hotels setzen auf Anreize, um Gäste zur Abwahl der Zimmerreinigung zu motivieren:

  • Intercity Hotel Mainz: 5 €-Voucher täglich
  • Andere Hotels: Bäume pflanzen für jede abgewählte Reinigung

Die Standardisierung

Einige Hotels haben die tägliche Reinigung komplett abgeschafft und bieten sie nur noch auf Anfrage an. Beispiele:

  • Hotel Weihrerhof: Reinigung nur jeden zweiten Tag
  • b’mine hotels: Reinigung erst nach vier Nächten, via digitalem Green-Choice-Knopf steuerbar

Die digitale Integration

Technische Möglichkeiten zur Abwahl:

  • Abwahl bei der Buchung
  • Abwahl via QR-Code auf dem Zimmer
  • Abwahl über Hotel-App oder digitale Gästemappe

Fazit: Balanceakt zwischen Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Fairness

Die Abwahl der Zimmerreinigung kann sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen. Für eine erfolgreiche Implementierung empfiehlt sich ein ausgewogener Ansatz:

  • Transparente Kommunikation: Klarheit über entfallene Leistungen und Mindeststandards
  • Freiwilligkeit: Entscheidung sollte beim Gast liegen
  • Faire Arbeitsmodelle: Einsparungen nicht zu Lasten des Personals
  • Sinnvolle Anreize: Nachhaltigkeitsorientierte Benefits statt Rabatte
  • Kontinuierliche Evaluation: Aufwand bei Endreinigung regelmäßig prüfen

Die Balance zwischen wirtschaftlichen Vorteilen, Nachhaltigkeitsaspekten und fairen Arbeitsbedingungen ist der Schlüssel zum Erfolg. Mit einem durchdachten Konzept kann die Abwahl der Zimmerreinigung tatsächlich ein Gewinn für alle Beteiligten sein – für das Hotel, die Umwelt und das Housekeeping-Personal.